Unschuld - Kopenhagen-Krimi by Blaedel Sara

Unschuld - Kopenhagen-Krimi by Blaedel Sara

Autor:Blaedel, Sara [Blaedel, Sara]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783838706498
veröffentlicht: 2014-04-28T00:00:00+00:00


Vor der Kirche standen keine Autos, als Camilla am Samstagvormittag dort eintraf. Sie war mit Louise verabredet und wusste, dass auch der Kirchendiener schon auf dem Weg war, sodass sie aus dem Wagen stieg und den Kofferraum öffnete, wo sie die Blumengebinde für Kaj Antonsens Beisetzung untergebracht hatte. Auf dem Beifahrersitz lag der Kranz, den sie mitsamt eines geschwungenen Ruhe in Frieden in Gold auf Weiß bestellt hatte.

Sie war völlig perplex gewesen, als die Blumenfrau sie gefragt hatte, ob noch ein letzter Gruß auf dem Band stehen solle, und erst, nachdem sie sich ein paar Minuten lang den Kopf zerbrochen hatte, hatte sie sich für den Text entschieden, der ihrer Meinung nach am besten zu ihrer Situation passte. Er war jedenfalls besser als Danke für alles und was es sonst noch an Standardphrasen gab. Anschließend hatte sie es natürlich bereut und sich darüber geärgert, dass sie das Band nicht einfach unbeschriftet gelassen hatte.

Und dann stürzten alle Selbstvorwürfe wieder über ihr zusammen. Wenn sie sich bloß nicht mit ihrer Tüte voll Bier auf diese verdammte Bank gesetzt hätte, und wenn sie nur einmal in der Lage gewesen wäre, eine gute Story auszulassen. Sie wurde von Tränen überwältigt, obwohl sie gar nicht mehr geglaubt hatte, dass sie noch welche hatte.

Camilla schaute auf die Uhr und konstatierte, dass es bis zum vereinbarten Zeitpunkt mit dem Kirchendiener immer noch zehn Minuten waren. Also holte sie den Eimer mit den kleinen Buketts aus dem Kofferraum, die in den ersten Bankreihen der Kirche liegen sollten, und stellte ihn auf den Boden, bevor sie vorsichtig den großen Strauß für den Altar herausnahm. Mit dem Strauß unter dem Arm und dem Blumeneimer in der Hand begann sie zur Kirche hinaufzugehen, während der Kies unter ihren hohen Absätzen knirschte.

Die Sonne schien auf die weiße Kirche mit dem roten Ziegeldach, und vereinzelte Federwolken zogen träge über den blauen Himmel, aber die leichte Frühjahrsstimmung drang nicht in ihr Inneres vor. Direkt hinter der Fassade spürte sie den tiefen Abgrund, in den sie in der vergangenen Woche fast hinabgestürzt war. Camilla wusste, dass sie gerade jetzt nur durch das sorgfältige Make-up, das sie am Morgen aufgelegt hatte, und das dunkle Kleid zurückgehalten wurde, das so eng saß, dass es ihr das Gefühl gab, es würde sie zusammenhalten, egal was passierte.

Sie stellte den Eimer ab und griff nach der eisernen Türklinke. Der Pfarrer hatte sie darauf vorbereitet, dass sie sich mit der Schulter gegen die Tür stemmen musste, falls sich die Klinke nicht ohne Weiteres hinunterdrücken ließ, aber die Tür öffnete sich ohne Widerstand, und im Waffenhaus ging sie zunächst zu der Bank, um das Bukett abzulegen. Erst als sie sich umdrehte, um den Eimer zu holen, stolperte sie darüber.

Das Gefühl unter ihrer Fußsohle war fest, aber gleichwohl nachgiebig. Unwillkürlich schreckte sie zurück und spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte und das Herz zu hämmern begann.

Das Handtuch war dunkelblau, genau wie beim letzten Mal, aber nicht deswegen blieb sie wie versteinert vor dem Bündel auf dem Steinboden stehen und konnte den Blick nicht davon losreißen.



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